Was ist Rassismus?

Ich kann diese Frage nicht mehr hören. Das ist ernst gemeint. Rassismus wurde schon von so vielen Menschen definiert, dass es eigentlich jede*r wissen sollte. Als weißer cis-Mann ist es mir wichtig, mich klar gegen jede Form von Rassismus zu stellen. Es ist also wichtig, klar zu machen, was Rassismus bedeutet. Ich probiere es hier mit einer Bildergeschichte.

Zwei Menschen laufen sich über den Weg. Links ist unsere weiße Person, die einer Person of Color (PoC) oder einer*m Schwarzen gegenübertritt.

Aus welchen Gründen auch immer, ist es unserer weißen Person wichtig, sich nicht nur gut, sondern besser zu fühlen. Dies können sowohl persönliche Gründe, als auch Gewohnheit oder soziale Normen sein.

Die Mechanismen sind individuell unterschiedlich, sie können antrainiert oder erlernt sein. Die weiße Person nutzt dazu das einfachste sichtbare Merkmal: die Hautfarbe.

Die Bewertung „Ich bin besser als Du“ erfüllt einen einzigen Zweck: Sie setzt die eigene (weiße) Person als Maß aller Dinge. Dieses Verhalten ist tief in die Gewohnheiten eingebrannt.

Natürlich ist diese Bewertung der reinste Unfug, denn die Hautfarbe sagt gar nichts über die Person aus.

Die Tatsache, dass eine Person eine andere aufgrund ihrer Hautfarbe deklassiert, ist Rassismus.

Rassismus entsteht im Kopf. Selbstverständlich können wir nicht in die Köpfe anderer blicken. Aber wir können deren Aussagen genauer betrachten.

Denn ein rassistisch geprägtes Weltbild spiegelt sich auch in den Aussagen von rassistisch sozialisierten Menschen wider.

Das bleibt nicht aus, wenn mensch in einem Land lebt, das institutionellen und strukturellen Rassismus vorlebt und ständig reproduziert.

Bei offensichtlich feindseligen Aussagen ist die Intention noch recht einfach zu erkennen.

Was steckt aber hinter vermeintlich positiven Aussagen? Kann es sein, dass Komplimente zwar nett gemeint sind, aber trotzdem rassistisch wirken?

Ja! Definitiv!

Denn auch positiv gemeinte Aussagen können schmerzhaft für Schwarze und People of Color sein.

Viele werden jeden Tag mit diesen Aussagen konfrontiert. Sie müssen sich mit Zuschreibungen auseinandersetzen.

Die Deklassierung wiederholt sich tagtäglich, weil viele weiße Menschen rassistische Aussagen unbewusst jeden Tag aufs Neue wiedergeben.

Rassismus ist kein Thema, das „nur“ in rechtsextremen Kreisen auftaucht. Es ist ein Thema, dass alle weißen Menschen betrifft, denn weiße Menschen sind diejenigen, die vom Rassismus profitieren.

Rassismus entsteht im Kopf. Um ihn dort wieder herauszubekommen, muss jede*r Einzelne sich mit ihrer*seiner Sozialisierung und Ausprägung des Rassismus beschäftigen.