Remote Yoga: das Echo im Training

Ich hatte gestern wieder Yoga. In Corona-Zeiten ist mir das wichtig: zum einen will ich nicht aus der Übung kommen, zum anderen sehe ich meinen Trainer und die anderen Leidensgenoss*innen einfach mal auf dem Bildschirm. Und auch wenn ich nicht live das Geächze mitbekomme, sobald mir die Puste ausgeht, weiß ich, wem das noch so geht.

Am Ende der Yogastunde hat unser Lehrer ein kleines Ritual eingebaut: er bittet alle, ihr Video einzuschalten und ihm kurz Tschüss zu sagen. Ich finde das sehr schön, denn – wie gesagt – ich sehe die vertrauten Gesichter mal wieder.

Als Technik-Fan fällt mir dann aber auf, dass es da noch diese komischen Echos gibt – und die können ganz schön nerven! Und obwohl wir alle schon recht gute Erfahrungen mit dem Remote-Conference-Programm Jitsi haben, dieses Phänomen haben wir noch nicht im Griff. Woher kommt das Echo nur?

Von Rückkopplungen und Echos

Bei diesem Spiel sind drei Elemente wichtig: ein Mikrofon, ein Lautsprecher und ein Verstärker. Ein Mikrofon nimmt Schall aus seiner Umgebung auf und wandelt es in elektronische Signale um. Das Signal wird verstärkt und auf einem Lautsprecher wieder ausgegeben.

Rückkopplungen treten dann auf, wenn der Lautsprecher zu nah am Mikrofon steht. Denn in diesem Fall wird das Ausgangssignal sofort wieder eingefangen, verstärkt und lauter ausgegeben. Das ist die Rückkopplung, die wir zum Beispiel bei Konzerten als Pfeifton wahrnehmen.

Aber auch bei Videokonferenzen treten Rückkopplungen auf, die – manchmal genauso unangenehm – als Echo auftreten.

Rückkopplungen bei Laptops

Wenn ich auf meinen Laptop schaue, dann ist der Abstand zwischen Mikrofon und Lautsprecher nur wenige Zentimeter. Eigentlich wäre dieser Abstand völlig ausreichend, um eine Rückkopplung zu erzeugen.

Dass dies nicht (mehr) passiert, liegt am Laptop selbst. Dieser übernimmt die Aufgabe des Verstärkers. Da die Verarbeitung von Audiosignalen durch eine Software erledigt wird, kann diese auch gleich das Echo unterdrücken. Auf diese Weise wird die Rückkopplung unterbrochen.  

Laptops und externe Lautsprecher

Was passiert nun, wenn ich zur Tonausgabe ein externes Gerät nutze? Der Ton wird dann auf einem Lautsprecher oder einem Fernseher (AppleTV, Google Chromecast, etc.) ausgegeben. Verrückt: die Ausgabe verzögert sich nur um wenige Millisekunden. Aber diese Verzögerung reicht bereits aus, um die eingebaute Rückkopplungssoftware auszuhebeln. 

Was kann ich also tun?

Szenario I

Um bei Videokonferenzen Echos zu verhindern, gibt es einige wirksame Tipps:

Wenn Du alleine an einer Session teilnimmst und nur Deinen Laptop benötigst, dann nutze am besten ausschließlich die internen Lautsprecher und Mikrofone des Laptops oder alternativ ein Headset (Szenario I).

Wenn mehrere Personen teilnehmen, wird so ein Laptop-Bildschirm schnell zu klein. Das Bild muss dann auf ein anderes Gerät übertragen werden.

Szenario II

Vielleicht benötigen wir den TV, damit mehrere Personen im Raum zuhören oder mitsprechen können. Es macht also Sinn, Bild und Ton auf einem größeren Gerät auszugeben (Szenario II). Um nun Rückkopplungen oder Echos zu vermeiden, ist nun das Mikrofon des Laptops nicht mehr nutzbar.

Als Alternative bieten sich ein Headset oder ein speziell für Sprachaufnahmen konzipiertes Mikrofon an. Ersteres macht dann Sinn, wenn immer nur eine Person reden soll oder kann. Für eine gemeinschaftliche Diskussion ist aber ein Zusatzmikrofon besser geeignet.

Leider entstehen dadurch auch Kosten. Headsets erhält man ab ca. 45 EUR aufwärts. Bei den Zusatzmikros hängt es davon ab, welche Art von Mikrofon frau*man kaufen möchte: Podcast-Mikrofone sind ab 80 EUR erhältlich, mit ähnlichen Preisen muss man bei Richtmikrofonen rechnen. Speziell auf Konferenzen ausgerichtete Mikrofone fangen bei 130 EUR an.

Szenario III

Ein spannender Fall, der auf dem ersten Blick dem Szenario II ähnelt, sich aber fundamental unterscheidet, ist die Remote-Arbeit am Rechner (Szenario III). Dieser Fall tritt zum Beispiel bei Programmierer*innen auf, die gemeinsam an einem Software-Artefakt arbeiten. Das besondere hier ist, dass es keine*n Hauptsprecher*in gibt, sondern alle teilnehmenden Kolleg*innen zu jedem Zeitpunkt gleichberechtigt sprechen und ihren Bildschirm zeigen können.

Immer mehr Remote-Teams empfehlen mittlerweile, dass für diese Form der Zusammenarbeit ALLE Mitglieder mit Remote-Tools unterwegs sind. Diejenigen, die in einem Raum zusammensitzen, haben nun das Problem, dass das Echo nun nicht mehr nur elektronisch, sondern durch die Anwesenheit der Anderen entsteht. Hier wird räumliche Trennung relevant. In jedem Fall sind die im Laptop eingebauten Lautsprecher und Mikrofone somit ausgeschlossen.

Zusammenfassung

Auch wenn uns unsere Gerätschaften das Leben wahnsinnig erleichtern, beim Thema Remote-Konferenz gibt es noch einiges an Verbesserungspotenzial. Das erste Learning ist: die eingebauten Mikros und Lautsprecher sind wirklich nur dann geeignet, wenn das Gerät nur durch eine einzige Person genutzt wird (oder sich weitere Beteiligte an den Rechner quetschen möchten).

In allen anderen Fällen werden Zusatzgeräte fällig: da ist zum einen das Headset, zum anderen ein Konferenzmikrofon, das bei bestimmten Konferenztypen sehr gute Dienste leisten kann. Leider kosten diese Geräte Geld.

Uns was machen wir nun mit unserem Online-Yoga-Ritual? Nun, ich habe herausgefunden, dass einige Teilnehmer*innen das Bild auf einen TV übertragen. Während der Übungen ist das kein Problem, da wir alle unsere Verbindungen stummgeschaltet haben („mute“). Das Problem tritt erst dann auf, wenn alle wieder sprechen können/sollen. Folgende Lösungen fallen mir ein:

  • bei der Verabschiedung schalten alle TV-Nutzer*innen ihr Bild zurück auf ihren Laptop oder ihr Smartphone
  • falls vorhanden, schließen alle Nutzer*innen ein Headset an, dessen Mikrofone sie in der Remote-Konferenz nutzen

Und noch etwas nehme ich aus Yoga mit: trotz Echo hat mir die Stunde gefallen. Ja, es ließe sich etwas verbessern, aber das ist wahrlich nicht so wichtig. Ich gehe also gelassen in den Abend und weiß, was ich das nächste Mal besser machen kann. Namaste.

Quellen